Sternentstehung

Die Rolle der Magnetfelder

Sterne entstehen, wenn große Gaswolken sich durch ihre eigene Anziehungskraft zusammenziehen. Doch Turbulenzen und Magnetfelder können diesem Prozess entgegenwirken - so endet nur ein kleiner Teil des Gases tatsächlich in neugeborenen Sternen. Beobachtungen eines Forscherteams aus den USA zeigen nun erstmals, dass Magnetfelder dabei eine wichtigere Rolle spielen als Turbulenzen. Die Astronomen berichten demnächst im Fachblatt "Astrophysical Journal" über ihre Messungen.
Sternentstehungsgebiet im Adlernebel (M 16)

Sternentstehungsgebiet im Adlernebel (M 16)

"Die relative Bedeutung von Magnetfeldern und Turbulenzen ist derzeit heftig umstritten", erklärt Hua-bai Li vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, einer der beteiligten Wissenschaftler. "Unsere Beobachtungen zeigen, dass die dichten Kerne in den Gaswolken nicht nur durch die Schwerkraft, sondern auch durch Magnetfelder miteinander verbunden sind. Die starken Magnetfelder müssen deshalb künftig bei Simulationen der Sternentstehung berücksichtigt werden."

Li und seine Kollegen haben insgesamt 25 dichte Regionen - so genannte Kerne - in Gaswolken beobachtet. Diese Kerne sind gewissermaßen die Keime für neu entstehende Sterne. Aus der Polarisation der Strahlung dieser Regionen konnten die Forscher Richtung und Stärke der Magnetfelder ableiten. Obwohl die Kerne mit Durchmessern von durchschnittlich einem Lichtjahr klein sind gegen die typischerweise tausend Lichtjahre großen Gaswolken zeigte sich, dass die Magnetfelder der Kerne tendenziell in die gleiche Richtung weisen.

Nach Ansicht von Li und seinen Kollegen ist das ein Indiz dafür, dass die Magnetfelder über die Turbulenzen dominieren. Denn die Turbulenzen vermischen das Gas in der Wolke und sollten dabei auch die Richtung des Magnetfelds verändern. Das ist aber offenbar nicht der Fall. Die Magnetfelder können dadurch verhindern, dass Gas aus allen Richtungen gleichmäßig auf die dichten Kerne einströmt und so die Entstehung neuer Sterne beeinflussen.

Dr. Rainer Kayser ist freier Wissenschaftsjournalist in Hamburg.

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