Wasser auf dem Roten Planeten
Flüssiges Wasser auf dem Mars
![]() © NASA/JPL-Caltech
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Erosionsrinnen auf Dünenhang des Russell-Kraters (Mars)
Wie konnten diese Rinnen entstehen? Mögliche Erklärungen sind trockene Massenbewegungen sowie Materialtransporte unter Einwirkung von flüssigem Kohlenstoffdioxid oder flüssigem Wasser. "Trockene Massenbewegungen können wir aufgrund der morphologischen Beschaffenheit der Kanäle eindeutig ausschließen", meint Dennis Reiss. Die Rinnen zeigen zudem die Besonderheit, dass sie hangabwärts immer dünner werden. Dies ist ein allgemeiner Hinweis darauf, dass eine Flüssigkeit, die im Boden versickert, für die Entstehung verantwortlich sein dürfte. Auch eine Entstehung durch kurzzeitig flüssiges Kohlenstoffdioxid kommt nach Meinung der Forscher nicht infrage. "Die Auswertung der spektralen Daten zeigt, dass in beiden Jahren sämtliches Kohlendioxid-Eis schon sublimiert war, bevor es zu der Entstehung des Kanals kam", so Doktorand Gino Erkeling.
Der wahrscheinlichste Grund ist nach Auffassung der Forscher eine geringe Menge schmelzenden Wasser-Eises, welches von einer überlagernden Schicht Kohlendioxid-Eis vor der Sublimation geschützt wird. Die Berechnungen der münsterschen Wissenschaftler zeigen, dass die Oberflächentemperaturen im Russell-Krater zu Frühjahrsbeginn den Gefrierpunkt von Wasser überschreiten. "Das Kohlendioxid-Eis und nachfolgend das darunter liegende Wasser-Eis beginnen dann zu schmelzen, und flüssiges Wasser wäre für einen kurzen Zeitraum auf der Oberfläche möglich", ist sich Doktorandin Karin Bauch sicher. Wenn das Wasser dann hangabwärts fließt und sich in den Rinnen sammelt, kommt es zur Erosion. Zudem sind die Erosionszeiträume in beiden Jahren nahezu identisch, was darauf schließen lässt, dass saisonale Effekte verantwortlich sind.
Die Tatsache, dass die Veränderungen der Erosionsrinnen in den letzten Jahren stattfanden, beeindruckt auch Prof. Dr. Harald Hiesinger, den Direktor des Instituts für Planetologie der WWU: "Diese Beobachtungen gehören zu den bislang deutlichsten Beweisen, dass auch heute immer noch Wasser auf der Oberfläche des Mars fließen kann, und zwar in einer Menge, die für Erosion ausreichend ist." Jedoch entstehen nur kleine Rinnen. "Das heutige Marsklima lässt nur wenig Luftfeuchtigkeit zu, welche sich in Form von Frost auf der Oberfläche absetzen kann. Die Mengen, die schmelzen und zu flüssigem Wasser führen können, sind dementsprechend gering", erklärt Dennis Reiss. "Zu großen Tälern, wie sie sich in der Frühzeit des Mars gebildet haben, reicht es daher nicht."
Quelle: Westfälische Wilhelms Universität Münster