Arp 226

Wenn zwei Galaxien aufeinander treffen

Astronomen der Europäischen Südsternwarte ESO haben eine spektakuläre neue Aufnahme der Galaxie Arp 226 (auch bekannt unter dem Namen „Atome-für-den-Frieden-Galaxie“) erstellt. Das auf dem Bild sichtbare kosmische Durcheinander entstand bei dem Zusammenstoß zweier Galaxien. Es bietet den Astronomen eine hervorragende Gelegenheit zu untersuchen, wie die Verschmelzung von Galaxien die Entwicklung des Universums beeinflusst.
Dieses Bild zeigt das Ergebnis der Kollision zweier galaxien. Das Objekt mit der Bezeichnung NGC 7252, oder Arp 226, trägt auch die Bzeichnung "Atome-für-den-Frieden-Galaxie".

Dieses Bild zeigt das Ergebnis der Kollision zweier galaxien. Das Objekt mit der Bezeichnung NGC 7252, oder Arp 226, trägt auch die Bzeichnung "Atome-für-den-Frieden-Galaxie".

Arp 226, auch bekannt als NGC 7252, ist ein Pärchen miteinander wechselwirkender und verschmelzender Galaxien, das den ausgefallenen Beinamen “Atome-für-den-Frieden-Galaxie” erhalten hat. Von der Erde aus gesehen steht das Galaxienpaar im Sternbild Wassermann. Es ist rund 200 Millionen Jahre von uns entfernt und gerade noch hell genug, um in Amateurteleskopen als schwacher, kleiner Nebelfleck sichtbar zu sein. Die hier gezeigte Aufnahme ist mit dem Wide Field Imager der ESO am 2,2 m-MPG/ESO-Teleskop am La Silla-Observatorium in Chile entstanden.

Zusammenstöße von Galaxien gehören zu den für die Entwicklung des Universums wichtigsten Prozessen. Die Untersuchung solcher Kollisionen liefert wichtige Hinweise über die Vorfahren heutiger Galaxien. Günstigerweise handelt es sich dabei um langwierige Ereignisse, die sich über Hunderte von Millionen Jahren hinziehen. Den Astronomen bleibt daher jede Menge Zeit, sie zu beobachten.

Das Bild von Arp 226 ist eine Momentaufnahme des Zusammenstoßes, auf der das gesamte Ausmaß des Durcheinanders der Kollision deutlich wird – und dies vor dem Hintergrund noch weiter entfernter Galaxien. Das Ergebnis dieses komplexen Zusammenspiels gravitativer Wechselwirkungen sind die deutlich sichtbaren Ausläufer der Galaxien, die aus Strömen von Sternen, Gas und Staub bestehen. Die Aufnahme zeigt außerdem Gas und Sterne, die aus den zusammenstoßenden Galaxien herausgerissen wurden und sich in mehreren Lagen als Hülle um den gemeinsamen Kern gewickelt haben. Während ein großer Teil des Materials in den Weltraum hinaus geschleudert wurde, sind andere Bereiche komprimiert worden. Dies hat zu heftiger Sternentstehung geführt: Es haben sich Hunderte junger Sternhaufen gebildet, die zwischen 50 und 500 Millionen Jahre alt sind und aus denen vermutlich in Zukunft einmal Kugelsternhaufen werden.

Arp 226 könnte Anschauungsmaterial für das Schicksal liefern, das unserer Heimatgalaxie bevorsteht. Astronomen haben ermittelt, dass die Milchstraße in drei bis vier Milliarden Jahren mit der Andromedagalaxie zusammenstoßen dürfte, so ähnlich wie es auf den Bildern mit Arp 226 passiert. Sorgen um unsere Sonne muss man sich dabei allerdings keine machen: Die Abstände zwischen den einzelnen Sternen innerhalb einer Galaxie sind so groß, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass die Sonne während des Verschmelzungsprozesses einen Frontalzusammenstoß mit einem anderen Stern erleiden wird. Es könnte allerdings passieren, dass sie aus dem Verbund der Milchstraße hinausgeschleudert wird.

Der seltsam anmutende Name „Atome-für-den-Frieden-Galaxie“ geht auf eine Rede zurück, die der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower im Dezember 1953 vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen hielt und die unter dem Titel “Atome für den Frieden” bekannt wurde. Darin befürwortete Eisenhower die ausschließliche Nutzung der Kernenergie zu friedlichen Zwecken – ein nach wie vor brisantes Thema. Die Rede und eine nachfolgende Konferenz erlangten in der wissenschaftlichen Gemeinschaft einen hohen Bekanntheitsgrad und führten zur Namensgebung für Arp 226. In der Tat ähneln die gewaltigen Bögen aus herausgerissenem Material bei dieser Galaxienkollision der schematischen Darstellung eines Atomkerns, der von Elektronen umkreist wird.


Quelle: ESO

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