Astroteilchenphysik
Die Suche nach Dunkler Materie
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Eine 3D-Karte, die die großräumige Verteilung der Dunklen Materie zeigt. Die Karte beruht auf Daten des Hubble-Teleskops.
Die Kandidaten
Viele Teilchen und Objekte mussten bereits als Kandidaten für dunkle Materie herhalten. Verständlich, erfüllen doch die meisten von ihnen die offensichtlich wichtige Eigenschaft, recht unsichtbar zu sein. Dazu gehören schwarze Löcher genauso wie braune Zwerge oder Neutrinos. Heute weiß man jedoch recht genau, wie viele von diesen Objekten das Universum bevölkern. Kurz gesagt: Es sind zu wenig. Es fehlen immernoch gigantische Mengen an Masse, um u.a. die Bewegung des Coma-Haufens erklären zu können. Heute ist sich die Fachwelt praktisch darüber einig, dass die dunkle Materie grundsätzlich nicht der elektromagnetischen Wechselwirkung unterliegt. Das bedeutet: Sie kann weder Licht aussenden noch absorbieren, was eine direkte Detektierung erheblich erschwert. Um dem geisterhaften Stoff auf die Spur zu kommen, muss man sich also beispielsweise seine gravitativen Eigenschaften zunutze machen, etwa mit Hilfe von Gravitationslinsen. Die Physiker haben aber noch ein weiteres Ass im Ärmel: An der Tübinger Universität werden derzeit kleine Detektoren entwickelt, die in größeren Mengen zusammengeschaltet nach sogenannten WIMP's (Weakly Interacting Massive Particles) Ausschau halten sollen - Teilchen, die als massiv betrachtet werden, aber nicht der elektromagnetischen und starken Wechselwirung unterliegen sollen. Diese Experimente befinden sich derzeit in der Aufbauphase.
Wegbereiter für Galaxien
Die Natur der dunklen Materie ist also weiterhin unklar. Klar jedoch ist, dass wir Menschen ohne diesen Stoff nicht existieren würden - oder zumindest noch nicht. Die enorme Masse der dunklen Materie hat im frühen Universum nämlich dazu beigetragen, dass sich Staub und Gas zu größeren Gebilden zusammenballen konnte, woraus letztendlich die Galaxien hervorgegangen sind. Ohne die dunkle Materie hätten sich die anfangs recht gleichmäßig verteilten Teilchen nicht in dieser kurzen Zeit zu Galaxien formen können. Demnach wären auch Sonnensysteme, Planeten und somit auch wir erst sehr viel später auf der Bühne des Weltraums erschienen. Bleibt uns nur eines: Zuzuschauen, wie die spannende Suche nach der Dunklen Materie weitergeht.
Autor: M. Gänsler
Bildquelle