Nasa-Mission zum Jupitermond Europa
Mehr Wasser auf Europa als in allen irdischen Ozeanen zusammen?
![]() © Nasa, JPL, Galileo-Team
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Unter den "Galileischen Monden" ist Europa der kleinste, sein Durchmesser entspricht mit 3122 km knapp 90 Prozent desjenigen unseres Mondes. Die Temperaturen auf der Oberfläche liegen zwischen -160 Grad Celsius am Äquator und -220 Grad an den Polen.
Wegen der großen Distanz zur Sonne erhält Europa nur knapp vier Prozent der Sonnenwärme mit der die Erde verwöhnt wird. Woher kommt also die nötige Wärme für einen flüssigen Ozean? Planetenphysiker Spohn: „Die elliptische Umlaufbahn des Mondes sorgt dafür, dass der Abstand zum Jupiter beständig variiert und damit Gezeitenkräfte entstehen. Bei den Umkreisungen wird Europas Eisschale und sein Gesteinsmantel gleichsam durchgeknetet. Das sorgt für eine beträchtliche innere Wärme.“ Die genauen Mechanismen wie diese zustande kommt sind aber immer noch unbekannt, JEO soll hier für mehr Klarheit sorgen. Ein weiteres Ziel ist die präzise Kartierung der Oberfläche, eine Grundlage für eine sichere Landung in der Eiswüste. Ob diese im Rahmen der JEO-Mission erfolgen wird, ist jedoch fraglich, dazu wäre wohl die Beteiligung weiterer internationaler Partner, etwa Russland, nötig. Immerhin wurden vor zwei Wochen auf einem Workshop in Moskau Studien zu möglichen Landefähren vorgestellt.
Auch die japanische Weltraumbehörde Jaxa prüft eine Beteiligung. Ob sich die Europäische Raumfahrtbehörde dem Flug zum Jupiter-System mit einem eigenen Satelliten und Instrumenten anschließt, hängt vom Ausgang des Wettbewerbs im „Cosmic Vision Programm“ der ESA ab. Dazu wurde eine eigene Sonde konzipiert. Das 650-Millionen-Euro-Projekt heißt „Jupiter Ganymed Orbiter (JGO)“. Der Riesenmond Ganymed unterscheidet sich beträchtlich von Europa, seine Oberfläche ist teilweise alt und von Kratern zernarbt, dazwischen aber auch jung und kraterarm. Wie bei Europa gibt es vermutlich einen unterirdischen Ozean, jedoch in größerer Tiefe. Die Entscheidung für JGO ist zunächst noch offen, da auch andere Wissenschaftsmissionen um den Zuschlag konkurrieren. Darunter sind ein Röntgensatellit und ein Gravitationswellen-Teleskop. Die endgültige Auswahl will die ESA Anfang des kommenden Jahrzehnts treffen. Auch auf das amerikanische JEO-Projekt dürften bis zum Starttermin noch einige Hürden warten, insbesondere in Zeiten knapper Finanzen. So wurde mit dem nächsten Marsrover jüngst ein anders Großprojekt der Nasa um zwei Jahre verschoben.
Thorsten Dambeck ist freier Wissenschaftsjournalist und Buchautor.