Woche 22
Wieso gibt es überhaupt (noch) Materie?
![]() © CERN/Laurent Guiraud
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Das AMS wird Antimaterie mit hoher Präzision nachweisen können. Es soll 2010 auf der Internationalen Raumstation ISS angebracht werden.
Teilchen-Physik als Schlüssel zu den Geheimnissen der Materie
Auch im frühen Universum, in den ersten Sekundenbruchteilen nach dem Urknall, herrschten solche extremen Bedingungen: Hochenergetische Strahlung verwandelte sich in Teilchen und Antiteilchen, in jeweils gleicher Menge. Diese verwandelten sich dann bei Zusammenstößen wieder in Strahlung und so ging es hin und her. Bis mit der Ausdehnung des Universums die Temperatur sank und damit die Energie der Strahlung. Bereits eine Sekunde nach dem Urknall war die Temperatur so niedrig, dass keine Teilchen mehr aus Strahlung entstanden. Teilchen und Antiteilchen konnten und können jedoch weiterhin bei Zusammenstößen zerstrahlen.
Wenn nun Materie und Antimaterie tatsächlich in genau gleicher Menge entstanden sind, ergibt sich ein Problem: Wieso haben sich Materie und Antimaterie inzwischen nicht gegenseitig vollständig ausgelöscht? Wieso gibt es überhaupt noch Materie? Oder andersherum: Wo ist die ganze Antimaterie geblieben? Denn unser heutiges Universum besteht anscheinend nur noch aus Materie. Hat es eine räumliche Trennung von Materie und Antimaterie gegeben? Existieren möglicherweise weit entfernte Sterne und Galaxien, die vollständig aus Antimaterie bestehen? Dafür wurden bislang keine Hinweise gefunden.
Vielleicht wird das "Alpha Magnetic Spectrometer" (AMS), das Antimaterie mit hoher Präzision nachweisen kann, dabei helfen, diese Fragen zu beantworten. Es wird gerade mit deutscher Beteiligung gebaut und soll im Jahr 2010 auf der Internationalen Raumstation ISS angebracht werden.
Eine andere Möglichkeit hat der russische Physiker und Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow bereits 1967 gesehen, wonach unter bestimmten Voraussetzungen wirklich mehr Materie als Antimaterie entstehen kann. Da die Antimaterie mit Materieteilchen komplett zerstrahlte, blieb als Überschuss die Materie, aus der unser heutiges Universum aufgebaut ist.
Hier finden Sie die Astrofragen der vorherigen Wochen.
DLR- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt