Saturnmond Titan

Messungen deuten eher auf eine Flüssigkeit als auf Eis hin

Mit 5150 Kilometern Durchmesser ist Titan der zweitgrößte Mond des Sonnensystems und zugleich einer der wohl mysteriösesten. Viele Planeten sind von einer Atmosphäre umgeben. Titan dagegen ist im Sonnensystem der einzige Mond mit einer nennenswerten Gashülle.

Mit 5150 Kilometern Durchmesser ist Titan der zweitgrößte Mond des Sonnensystems und zugleich einer der wohl mysteriösesten. Viele Planeten sind von einer Atmosphäre umgeben. Titan dagegen ist im Sonnensystem der einzige Mond mit einer nennenswerten Gashülle.

Der Titan ist mit einem Durchmesser von 5150 Kilometern der größte Trabant des Ringplaneten. Als einziger Mond im Sonnensystem ist er von einer dichten Atmosphäre umgeben, die keinen direkten Blick auf die Oberfläche gestattet. Mit Spektrometern ist es jedoch möglich, in bestimmten Wellenlängen - so genannten "atmosphärischen Fenstern" - Details der fast minus 180 Grad Celsius kalten Eisoberfläche zu erfassen. Wegen ihrer Stickstoffatmosphäre, die einige Ähnlichkeiten mit der frühen Lufthülle der Erde aufweist, ist der Titan eines der interessanten Objekte der Planetenforschung.

"Bei den analysierten VIMS-Daten handelt es sich um das Phänomen einer Spiegelung des Sonnenlichts an einer im Infraroten reflektierenden, glatten, flüssigen Oberfläche", erklärt Dr. Katrin Stephan, die den "Glanz" in den VIMS-Daten entdeckte. In diesen Wellenlängen des Spektrums erreicht ein nennenswerter Teil des Sonnenlichts direkt die Oberfläche von Titan ohne die störende Streuung an atmosphärischen Partikeln, wodurch Spiegelungen an der Oberfläche möglich werden.
Auch ein Vergleich der VIMS-Messungen mit Cassini-Radaraufnahmen von früheren Vorbeiflügen der Saturnsonde scheinen die Vermutung zu bestätigen, dass es sich bei der Erscheinung um eine Spiegelung an einer glatten Oberfläche nahe der südlichen Küstenlinie des Kraken Mare handelt, das in der nördlichen Hemisphäre bei 71 Grad Nord und 337 Grad westlicher Länge liegt. Nur wenn die Sichtgeometrie in der Spiegelreflexion liegt, nimmt das Infrarotsignal bei 5 Mikrometern über einer glatten Fläche markant zu. Die Fläche, bei der dies der Fall ist, deckt sich mit Gebieten, die in den Radarmessungen sehr dunkel sind, was ebenfalls auf relativ glatte Regionen hindeutet. Ralf Jaumann, Mitglied des VIMS-Wissenschaftsteams und Leiter der Cassini-Arbeitsgruppe am DLR, interpretiert die Beobachtungen so: "Die neuen Messungen bestätigen einen stabilen Küstenverlauf des Kraken Mare in den vergangenen drei Jahren, da VIMS die Spiegelungen an den Stellen registrierte, die schon 2006 einen Hell-Dunkel-Grenzverlauf auf den Cassini-Radaraufnahmen zeigten. Ebenso deuten die gemessenen Spiegelungen darauf hin, dass das Kraken Mare-Becken vollständig mit einer Flüssigkeit gefüllt ist."

Im bisherigen Missionsverlauf haben Cassini-VIMS-Wissenschaftler herausgefunden, dass flüssiges Ethan auf Titan einen See in der Nähe des Südpols füllt. Diese Substanzen sind selbst bei den tiefen Temperaturen auf Titan noch flüssig. Prof. Jaumann und sein DLR-Team konnten Spuren von Flussläufen nachweisen, die vermutlich durch Niederschläge gespeist werden. Dabei erodieren diese fließenden Gewässer tief eingeschnittene Täler aus der eisigen Landschaft. Die Vermutung lag nahe, dass die Kohlenwasserstoff-Ströme in Seen münden: Nahe dem Südpol des Titan haben die Wissenschaftler des VIMS-Teams 2008 einen See entdeckt, der mit flüssigem Ethan gefüllt ist.

Quelle: DLR

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