Kometenmission Rosetta

Ausflug in die Frühgeschichte des Sonnensystems

Rosettas Untersuchungen sollen Aufschluss geben über die Frühzeit unseres Sonnensystems. Dazu besucht sie zwei Asteroiden und einen Kometen. Der Rosetta-Flugdirektor Paolo Ferri erklärt, worin der historische Unterschied zwischen den beiden Arten von Himmelskörpern besteht und welches Geheimnis Rosetta ihnen entlocken will.

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Herr Ferri, das Ziel der Rosetta-Sonde ist ein Komet, 67P/Churyumov-Gerasimenko. Unterwegs besucht sie im Vorbeiflug noch zwei Asteroiden. Was unterscheidet diese Himmelskörper und was sucht Rosetta bei ihnen?

Ferri: Bei dem Kometen suchen wir vor allem Material, das uns Aufschluss über die Anfänge des Sonnensystems geben kann. Kometen, glauben wir zumindest, sind immer noch in ihrem ganz ursprünglichen Zustand – so wie bei der Entstehung des Sonnensystems. Das liegt daran, dass sie schon damals ganz an den Rand des Sonnensystem weggefegt wurden immer dort geblieben sind. Dort draußen ist es sehr kalt. So wurde die Materie im Urzustand tiefgefroren und konserviert.
Und wie sieht es bei den Asteroiden aus?

Ferri: Asteroiden sind anders. Sie haben sich in verschiedenen Stadien des Sonnensystems immer wieder verändert. Einige sind im Inneren, im Asteroiden-Hauptgürtel geblieben; sie sind möglicherweise Reste eines alten Planeten oder Teile, die – warum auch immer – die Formung eines Planeten verpasst haben. Sie zeigen uns also eine andere Phase in der Geschichte des Sonnensystems.
Die Klassifizierung der Asteroiden richtet sich nur nach deren Oberflächenmaterial. Woraus bestehen die Kleinplaneten in ihrem Inneren?

Ferri: Das ist wahrscheinlich die wichtigste Frage im Zusammenhang mit Asteroiden. Aber sie ist sehr schwer zu beantworten. Sehen Sie – wir können von der Erde aus nur die Oberfläche betrachten und deren Spektrum messen. Die innere Komposition eines Himmelskörpers ist viel schwieriger festzustellen. Dafür bräuchten wir tatsächlich eine Landung direkt auf einem Asteroiden oder zumindest Messungen durch Instrumente, die sozusagen in den Planeten hineinschauen. Solange das nicht möglich ist, können wir nur Schlüsse ziehen aus den Daten, die wir bekommen.
Und welche Schlüsse ziehen Sie?

Ferri: Im Falle von Steins sehen wir auf den Bildern einen Krater, der fast so groß ist wie der Asteroid selbst. Der Einschlag, der diesen Krater verursacht hat, muss eine enorme Energie gehabt haben. Wäre Steins, wie manche Theorien über Planetoiden vermuten, ein „rubble pile“, ein lose zusammengeballter Schutthaufen, dann wäre er bei diesem Einschlag praktisch explodiert. Dass der Asteroid den Impakt so überstanden hat, kann heißen, dass er in seinem Inneren ganz solide und robust ist.
Die Asteroiden könnten Überreste eines unbekannten, später zerstörten Planeten sein – oder sie sind Rohmaterial, das sich aus unbekannten Gründen nie zu einem größeren Himmelskörper zusammenballte. Können wir erwarten, dass Rosettas Untersuchungen eine dieser beiden Theorien bestätigen?

Ferri: Bestimmt werden die Vorbeiflüge dabei helfen, eine Theorie zu bestätigen. Ob diese zwei Begegnungen jedoch ausreichen, eine vollständige Theorie zu entwickeln, bezweifle ich aber. Die Erforschung dieser kleinen Körper befindet sich erst am Anfang.

Carolin Konermann ist Technikjournalistin in Köln


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Kometenmission Rosetta

Ausflug in die Frühgeschichte des Sonnensystems

Rosettas Untersuchungen sollen Aufschluss geben über die Frühzeit unseres Sonnensystems. Dazu besucht sie zwei Asteroiden und einen Kometen. Der Rosetta-Flugdirektor Paolo Ferri erklärt, worin der historische Unterschied zwischen den beiden Arten von Himmelskörpern besteht und welches Geheimnis Rosetta ihnen entlocken will.

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Herr Ferri, das Ziel der Rosetta-Sonde ist ein Komet, 67P/Churyumov-Gerasimenko. Unterwegs besucht sie im Vorbeiflug noch zwei Asteroiden. Was unterscheidet diese Himmelskörper und was sucht Rosetta bei ihnen?

Ferri: Bei dem Kometen suchen wir vor allem Material, das uns Aufschluss über die Anfänge des Sonnensystems geben kann. Kometen, glauben wir zumindest, sind immer noch in ihrem ganz ursprünglichen Zustand – so wie bei der Entstehung des Sonnensystems. Das liegt daran, dass sie schon damals ganz an den Rand des Sonnensystem weggefegt wurden immer dort geblieben sind. Dort draußen ist es sehr kalt. So wurde die Materie im Urzustand tiefgefroren und konserviert.
Und wie sieht es bei den Asteroiden aus?

Ferri: Asteroiden sind anders. Sie haben sich in verschiedenen Stadien des Sonnensystems immer wieder verändert. Einige sind im Inneren, im Asteroiden-Hauptgürtel geblieben; sie sind möglicherweise Reste eines alten Planeten oder Teile, die – warum auch immer – die Formung eines Planeten verpasst haben. Sie zeigen uns also eine andere Phase in der Geschichte des Sonnensystems.
Die Klassifizierung der Asteroiden richtet sich nur nach deren Oberflächenmaterial. Woraus bestehen die Kleinplaneten in ihrem Inneren?

Ferri: Das ist wahrscheinlich die wichtigste Frage im Zusammenhang mit Asteroiden. Aber sie ist sehr schwer zu beantworten. Sehen Sie – wir können von der Erde aus nur die Oberfläche betrachten und deren Spektrum messen. Die innere Komposition eines Himmelskörpers ist viel schwieriger festzustellen. Dafür bräuchten wir tatsächlich eine Landung direkt auf einem Asteroiden oder zumindest Messungen durch Instrumente, die sozusagen in den Planeten hineinschauen. Solange das nicht möglich ist, können wir nur Schlüsse ziehen aus den Daten, die wir bekommen.
Und welche Schlüsse ziehen Sie?

Ferri: Im Falle von Steins sehen wir auf den Bildern einen Krater, der fast so groß ist wie der Asteroid selbst. Der Einschlag, der diesen Krater verursacht hat, muss eine enorme Energie gehabt haben. Wäre Steins, wie manche Theorien über Planetoiden vermuten, ein „rubble pile“, ein lose zusammengeballter Schutthaufen, dann wäre er bei diesem Einschlag praktisch explodiert. Dass der Asteroid den Impakt so überstanden hat, kann heißen, dass er in seinem Inneren ganz solide und robust ist.
Die Asteroiden könnten Überreste eines unbekannten, später zerstörten Planeten sein – oder sie sind Rohmaterial, das sich aus unbekannten Gründen nie zu einem größeren Himmelskörper zusammenballte. Können wir erwarten, dass Rosettas Untersuchungen eine dieser beiden Theorien bestätigen?

Ferri: Bestimmt werden die Vorbeiflüge dabei helfen, eine Theorie zu bestätigen. Ob diese zwei Begegnungen jedoch ausreichen, eine vollständige Theorie zu entwickeln, bezweifle ich aber. Die Erforschung dieser kleinen Körper befindet sich erst am Anfang.

Carolin Konermann ist Technikjournalistin in Köln


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Herr Ferri, das Ziel der Rosetta-Sonde ist ein Komet, 67P/Churyumov-Gerasimenko. Unterwegs besucht sie im Vorbeiflug noch zwei Asteroiden. Was unterscheidet diese Himmelskörper und was sucht Rosetta bei ihnen?

Ferri: Bei dem Kometen suchen wir vor allem Material, das uns Aufschluss über die Anfänge des Sonnensystems geben kann. Kometen, glauben wir zumindest, sind immer noch in ihrem ganz ursprünglichen Zustand – so wie bei der Entstehung des Sonnensystems. Das liegt daran, dass sie schon damals ganz an den Rand des Sonnensystem weggefegt wurden immer dort geblieben sind. Dort draußen ist es sehr kalt. So wurde die Materie im Urzustand tiefgefroren und konserviert.
Und wie sieht es bei den Asteroiden aus?

Ferri: Asteroiden sind anders. Sie haben sich in verschiedenen Stadien des Sonnensystems immer wieder verändert. Einige sind im Inneren, im Asteroiden-Hauptgürtel geblieben; sie sind möglicherweise Reste eines alten Planeten oder Teile, die – warum auch immer – die Formung eines Planeten verpasst haben. Sie zeigen uns also eine andere Phase in der Geschichte des Sonnensystems.
Die Klassifizierung der Asteroiden richtet sich nur nach deren Oberflächenmaterial. Woraus bestehen die Kleinplaneten in ihrem Inneren?

Ferri: Das ist wahrscheinlich die wichtigste Frage im Zusammenhang mit Asteroiden. Aber sie ist sehr schwer zu beantworten. Sehen Sie – wir können von der Erde aus nur die Oberfläche betrachten und deren Spektrum messen. Die innere Komposition eines Himmelskörpers ist viel schwieriger festzustellen. Dafür bräuchten wir tatsächlich eine Landung direkt auf einem Asteroiden oder zumindest Messungen durch Instrumente, die sozusagen in den Planeten hineinschauen. Solange das nicht möglich ist, können wir nur Schlüsse ziehen aus den Daten, die wir bekommen.
Und welche Schlüsse ziehen Sie?

Ferri: Im Falle von Steins sehen wir auf den Bildern einen Krater, der fast so groß ist wie der Asteroid selbst. Der Einschlag, der diesen Krater verursacht hat, muss eine enorme Energie gehabt haben. Wäre Steins, wie manche Theorien über Planetoiden vermuten, ein „rubble pile“, ein lose zusammengeballter Schutthaufen, dann wäre er bei diesem Einschlag praktisch explodiert. Dass der Asteroid den Impakt so überstanden hat, kann heißen, dass er in seinem Inneren ganz solide und robust ist.
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