Herschel und Planck erfolgreich gestartet
Herschel und Planck sind im All
Vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana sind beide ESA-Forschungssatelliten Herschel und Planck heute erfolgreich ins All gestartet. Bei bestem Startwetter legte der Ariane-5 ECA-Launcher einen Bilderbuchstart hin.
Oscarverdächtige Mission
Gäbe es für außergewöhnliche Astronomie-Projekte Auszeichnungen wie in der Filmindustrie, dann wäre Europas ehrgeizigste Doppelmission Herschel/Planck bereits jetzt ein heißer Kandidat für mehrere „Oscars“. Erstmals sollen zwei gigantische Weltraumteleskope mit einer einzigen Rakete in ihre Umlaufbahnen befördert werden: Zum einen das siebeneinhalb Meter hohe Infrarotobservatorium Herschel mit einer Startmasse von 3,4 Tonnen, das mit seinem 3,5-Meter-Hauptspiegel aus Siliziumkarbid das größte abbildende Weltraumteleskop ist, das jemals gebaut wurde. Zum anderen das 4,2 Meter hohe Planck-Teleskop, das mit einem Durchmesser von 1,5 Metern und einer Startmasse von knapp zwei Tonnen das kleinere Instrument des Tandems ist.In dieser Anordnung – oben Herschel, unten Planck – sind die beiden Raumsonden in der Nutzlastspitze der Ariane 5 ECA untergebracht. Trotz ihrer so unterschiedlichen Aufgaben – Herschel wird ausgewählte astronomische Objekte beobachten, Planck ist eine Durchmusterungsmission des gesamten Himmels – werden beide „nahe“ beieinander bleiben. Zumindest astronomisch gesehen, denn in den unendlichen Tiefen des Alls stellen 1,5 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde keine nennenswerte Strecke dar.
25 Jahre Entwicklungsarbeit
Die beiden extrem genauen Observatorien sollen Milliarden von Lichtjahren entfernte Objekte aufspüren – gemeinsam, aber mit unterschiedlichen Augen. Es steht eine Zeitreise bevor, die uns bis in das Babyalter des Universums führt. Erwartungsvoll harren die Wissenschaftler auf die kommenden Messergebnisse. Inwieweit werden sie das heutige Verständnis vom Werden des Universums bestätigen oder gar widerlegen? Und welche neuen Fragen werden die Antworten nach sich ziehen?Die Doppelmission steht unter Federführung der Europäischen Weltraumorganisation ESA, die mit beiden Teleskopen völlig neue Technologien umsetzt und damit einen Quantensprung vollzieht. Wie üblich in Europa verantwortet und bezahlt sie Auswahl, Entwicklung und Durchführung des Gesamtprojektes. Darin eingeschlossen sind der Start und der Betrieb der Teleskope. Herschel kostet die ESA rund 1,1 Milliarden Euro, Planck gut 700 Millionen Euro. Die wissenschaftlichen Experimente werden hingegen von den beteiligten Ländern finanziert.
Nahezu 25 Jahre Entwicklungsarbeit stecken in den beiden Weltraumobservatorien. Allein an Herschel waren 94 Firmen in 15 europäischen Ländern sowie in den USA beteiligt. Bei Planck sieht es ähnlich aus. Hier haben zwei Konsortien, die mehr als 20 Institute in Europa und den USA verkörpern und von den Raumfahrtagenturen ihrer Länder unterstützt werden, die beiden wissenschaftlichen Instrumente entwickelt. Diese wenigen Zahlen lassen bereits die Größe des internationalen Projektes und die Komplexität des Untersuchungsgegenstandes erkennen. Im neuen Planetariumsprogramm der ESA startet die Doppelmission bereits seit letzter Woche filmisch in verschiedenen deutschen Planetarien.
Ergänzung 16 Uhr: Die Bodenstationen in Australien haben inzwischen ein Signal von beiden Satelliten empfangen.
Redshift-live.com berichtet ab Donnerstag Mittag live via Twitter-Channel vom ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt.
sf/ Quelle: ESA