Der Bücher-Tipp
40 Jahre Apollo 11 - eine Bücherschau
Jesco von Puttkamer war dabei. Als Raketenbauer der zweiten Generation im Team von Wernher von Braun hat er an der mächtigen Rakete Saturn V mitgewerkelt - die Rakete, mit der die Apollo-Astronauten zum Mond aufbrachen. Der berühmtesten Mission des Apollo-Programms ist sein Buch "Abenteuer Apollo 11" gewidmet. Dieses und weitere Bücher stellen wir Ihnen zum 40-jährigen Jubiläum der Mondlandung vor.
Detailreich und spannend geschrieben
Vor vierzig Jahren, am 16. Juli 1969, machten sich Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins auf ihren Weg zum Erdtrabanten. Dies war zwar nicht die erste Reise zum Mond, aber die erste, bei der eine Landung vorgesehen war, das erklärte Ziel jahrelanger Bemühungen. Der Hauptteil des Buches "Abenteuer Apollo 11" von Jesco von Puttkamer (24,95 €, Herbig-Verlag) beschreibt jeden einzelnen der acht Reisetage minutiös. Im zweiten Teil zieht der Raumfahrtwissenschaftler, der noch heute für die NASA tätig ist, ein Resümee und bietet einen Ausblick. Jesco von Puttkamers Buch glänzt durch den Detailreichtum und der Begeisterung des Insiders und Zeitzeugen. Als Mitarbeiter Wernher von Brauns betont er dabei auch immer wieder die originäre Leistung der deutschen Raketenwissenschaftler. In seinem Buch ist die aufrichtige Bewunderung für seinen Freund und Gönner spürbar und während in Raumfahrtbüchern die wesentlichen Beiträge der deutschen Raketenpioniere oft eher marginalisiert werden, finden sie bei von Puttkamer gebührend Beachtung.Mit dabei war natürlich auch Edwin Buzz Aldrin. Zusammen mit Neil Armstrong betrat er am 2o. Juli den Mond - in Europa war bereits der 21. Juli angebrochen. Für das Buch "Der Mond" von Ralf Jaumann und Ulrich Köhler (49,95 €, Fackelträger-Verlag) traf er sich mit einem seiner größten Bewunderer, den deutschen Astronauten Thomas Reiter. Das Gespräch zwischen den Astronautengenerationen eröffnet das Buch von Jaumann und Köhler und macht Lust auf mehr. Mehr gibt es dann auch wirklich. "Der Mond" von Ralf Jaumann und Ulrich Köhler ist ein strahlendes Licht am Bücherhimmel. Die beiden aktiven Geologen und Planetenwissenschaftler berichten nicht nur detailliert und spannend von den Apollo-Missionen, sondern auch von deren wissenschaftlichen Ertrag. Das ist nicht selbstverständlich, war doch der Wettlauf zum Mond eine Geburt des Kalten Krieges und die Wissenschaft nicht das treibende Moment. Nur ein Astronaut war ausgebildeter Geologe, nämlich Harrison "Jack" Schmitt. Er ist für das Planetologen- und Autorenduo Jaumann/Köhler wahrscheinlich dasselbe große Vorbild, das Buzz Aldrin für Thomas Reiter ist. Was wir über den Mond wissen und was zu lernen bleibt, steht in "Der Mond". Ein verständlich geschriebenes und umfassendes Buch mit zahlreichen großformatigen Abbildungen.
Originalität und dokumentarisches Material
Auf dem Sofateppich hat Andrew Smith die Mondlandung verfolgt, als kleiner Junge im Wohnzimmer seiner Eltern. Der Junge von einst ist heute Journalist. Für sein Buch "Moonwalker" (22,95 €, S. Fischer-Verlag) machte er sich auf die Suche nach den heute noch lebenden Männern, die einst den Mond betraten. Zwölf waren es mal, doch heute leben nur noch neun von ihnen. Wird es irgendwann wieder eine Zeit geben, in der kein Mensch unter uns lebt, der unseren Erdtrabanten besucht hat? Wird es niemanden mehr geben, der uns darüber berichten kann, wie es ist, da oben zu stehen, die blaue Erdkugel über sich; der uns sagen kann, was es bedeutet, eine epische Reise zu unternehmen? In seinen Reisebericht zu den Apollo-Astronauten fängt Andrew Smith die Stimmen und Stimmungen der inzwischen betagten Herren ein und erzählt uns während seines Road Trips viel über das Amerika von heute und zu der Zeit der Apollo-Jahre. Sein Bericht ist sicherlich das originellste Buch zum Apollo-Jubiläum.Auch an Hollywood ging Apollo nicht spurlos vorbei. Ein würdiges dokumentarisches Denkmal ist der Film "Im Schatten des Mondes" (17,99 €, Polyband), den es im Jubiläumsjahr auf DVD gibt. Ohne Tricks und Animationsschnickschnack, sondern ausschließlich unter Verwendung von NASA-Bildmaterial hat Regisseur David Sington das Apollo-Programm in Szene gesetzt. "Kein Drehbuchautor in Hollywood hätte ein besseres Szenario schreiben können, als das von Apollo 8", sagt der Astronaut Jim Lovell im Film und David Sington war so klug, es auch wirklich nicht zu probieren, sondern das Geschehen und die Bilder für sich sprechen zu lassen. Auch für Komik sorgen die Fernsehbilder von damals ganz von allein: "Die monumentale Reise von Apollo 11 präsentiert von Kellogg's. Ohne Kellogg's ist der Morgen kein richtiger Morgen!" So schrecklich modern war Amerika 1969 bereits. Im Film kommentieren zahlreiche Astronauten die Ereignisse, wie zum Beispiel Alan Bean: "Wenn die Scheibe jetzt kaputt geht, bin ich in einer Sekunde tot." Leider ist der sehr schweigsame erste Mensch auf dem Mond, Neil Armstrong, nicht dabei.
Den ein oder anderen mag der Preis und Umfang des hervorragenden Buches von Ralf Jaumann und Ulrich Köhler doch abschrecken und das Buch von Jesco von Puttkamer vielleicht zu technisch und zu sehr auf Apollo 11 gemünzt sein. Beide Bücher sind aber ganz besonders Astronomie- und Raumfahrtenthusiasten zu empfehlen. Andere Leser, die sich durch das Apollo-Jubiläum einfach nur mal angestachelt fühlen, ein bisschen mehr über dieses zeitgeschichtliche Ereignis zu erfahren, sollten zum Buch "Der Mond und die Abenteuer der Apollo-Astronauten" von Alexis von Croy (19,95 €, Herbig-Verlag) greifen. Das Buch des Luft- und Raumfahrtjournalisten ist eine wirklich runde Sache: In drei Kapiteln beschreibt er, was wir über den Mond wissen, wie es zu Apollo kam und wie schließlich die abenteuerlichen Reisen abliefen. Das alles als ordentliches Buch verpackt zu einem guten Preis.
Stefan Taube, Lichtecho